Agile Arbeitsmethoden sind in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, insbesondere weil sie Unternehmen helfen, sich schnell an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen. Im Gegensatz zur klassischen Personalentwicklung, die sich oft an langfristigen Zielen orientiert, benötigen agile Teams Unterstützung für aktuelle und kurzfristige Herausforderungen. Diese Flexibilität ermöglicht es den Teams, schneller auf Veränderungen zu reagieren und kontinuierlich Verbesserungen vorzunehmen.

Die Digitalisierung hat dabei eine Schlüsselrolle, da sie Unternehmen drängt, sich stärker auf den Kunden und dessen Bedürfnisse zu fokussieren. Neue Technologien und digitale Geschäftsmodelle bieten die Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen genau auf die Wünsche und Anforderungen der Kunden zuzuschneiden. Agilität wird somit zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor, da sie hilft, ein kundenzentriertes Mindset in der Unternehmenskultur zu verankern und die Kundenbedürfnisse besser zu erfüllen.

Auf Teamebene profitieren Unternehmen davon, sich von starren Langzeitplänen zu verabschieden, die aufgrund der unsicheren Zukunft oft ins Wanken geraten. Die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams wird überwiegend als positiv und bereichernd empfunden. Mit zunehmender Erfahrung und Sicherheit in der Anwendung agiler Methoden und Verhaltensweisen wächst auch die Bereitschaft und Motivation, gemeinsam Verantwortung für Produkte und Services zu übernehmen.

Führungsstil im Wandel

Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, ihre eigene Rolle neu zu definieren. Wer als Team- oder Abteilungsleiter seine Mitarbeiter in die Agilität führt, muss damit beginnen, ein agiles Mindset vorzuleben. Der Wandel zum Servant Leadership (Führungsstil, der die Bedürfnisse des Teams und der Mitarbeitenden an erster Stelle stellt) kann dabei ein Kampf gegen das eigene Ego sein. Anstatt das Anweisungen zu geben und Anweisungen von oben zu geben, besteht die Hauptaufgabe der Führungskraft darin, das Team zu befähigen und zu unterstützen. Wer jahrelang sehr hierarchisch geprägt gearbeitet hat, wird sichtlich herausgefordert sein, plötzlich umzudenken und eine andere Rolle einzunehmen – und ähnlich geprägte Mitarbeitende dafür zu gewinnen.

Agiles Mindset vorleben

Führungskräfte können ein agiles Mindset vorleben, indem sie unter anderem folgende Maßnahmen ergreifen:

– Transparenz fördern: Offene Kommunikation über Ziele, Herausforderungen und Fortschritte.

– Empowerment: Mitarbeitende ermutigen, eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.

– Flexibilität zeigen: Bereitschaft, Pläne und Strategien bei Bedarf anzupassen.

– Kulturelle Veränderungen unterstützen: ein Umfeld schaffen, das Experimentieren und Lernen aus Fehlern ermöglicht.

– Kontinuierliches Lernen: Selbst an Fortbildungen teilnehmen und sich über agile Methoden und Best Practices informieren – und diese Erfahrungen mit dem Team teilen.

Personalentwicklung in agilen Teams

Personalentwicklung „von der Stange“ wird den Bedürfnissen interdisziplinärer, agiler Teams nicht mehr gerecht. Natürlich wird es auch künftig Bedarf an klassischen Schulungen geben, um den allgemeinen Bedarf nach fachlicher Entwicklung zu decken. Neue Versionen eingesetzter Produkte, Programmiersprachen, Normen oder Gesetze werden oft in diesem Format vermittelt. Um das kreative, innovative Potential eines Teams zu steigern, sind jedoch kontinuierlich neue Impulse aus unterschiedlichen Perspektiven notwendig. Als Beispiele seien hier spezielle Schulungen zu Scrum, Kanban und anderen agilen Methoden genannt, Design Thinking zur Förderung kreativer Problemlösungsansätze und Innovation, spezielle Schulungen zur agilen Führungskompetenz und das sogenannte Peer Learning und Coaching, dem Austausch mit erfahrenen agilen Praktikern und kontinuierliches Lernen im Team.

Sukzessive Einführung agiler Methoden

Unternehmen müssen und sollten ggf. nicht sofort komplett auf agile Arbeitsmethoden umstellen. Sie können agiles Arbeiten sukzessive ausprobieren und z.B. ein kleines überschaubares Projekt nach agilen Methoden durchführen. Es ist ebenfalls sinnvoll, zunächst einzelne agile Teams (innerhalb eines Teams) zu bilden, die mit neuen Arbeitsweisen experimentieren, anstatt einen großen Teil der Organisation so umzustellen. Agile Praktiken wie tägliche Stand-ups oder Sprint Reviews können auch größere Teams ins agile Arbeiten bringen.

Nachteile und Herausforderungen der agilen Arbeitsweise

Obwohl die Vorteile der agilen Arbeitsweise überzeugend sein mögen, gibt es auch Herausforderungen und Nachteile. Agile Methoden können nicht von heute auf morgen angewandt werden. Führungskräfte müssen agiles Arbeiten beherrschen und ihre Teams entsprechend anleiten. Mitarbeitende, die noch nie agil gearbeitet haben, können dies nicht sofort umsetzen und benötigen Zeit und Frustrationstoleranz, um sich an die neuen Methoden zu gewöhnen. Wenn einzelne Mitarbeitende sich unwohl fühlen und sich in der neuen Arbeitsform nicht mitgenommen fühlen, kann dies zu Spannungen führen. Denn auch wenn Entscheidungsfreiheit und Ermutigung positiv klingen: Nicht jeder kann und mag so arbeiten; es gibt Menschen, die diesen Teil der Arbeit bevorzugt anderen überlassen.

Darüber hinaus hat nicht jedes Unternehmen die Ressourcen und die Zeit, um sich vollständig auf agile Methoden umzustellen und diese auszuprobieren. Ein Unternehmen sollte den Reifegrad für diese Veränderung besitzen und einschätzen können, ob die Organisation diese Umstellung verkraftet. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Implementierung agiler Methoden mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt.

Letztlich sollte kein Unternehmen den Eindruck gewinnen, agile Methoden nur deshalb zu übernehmen, weil sie in aller Munde sind und sich gefühlt jeder diese Fähigkeit auf die Fahnen schreibt. Eine fundierte Analyse und eine schrittweise, gut geplante Implementierung sind entscheidend, um die Vorteile agiler Arbeitsweisen tatsächlich nutzen zu können und sich mit ihnen wohlzufühlen.